​​​​​​​"2021 ist eine Herausforderung: Der Rassismus und coronabedingte Ungleichheiten wachsen, die Rechtspopulisten werden immer lauter." Hamze Bytyçi im Interview.

Wer unser neues Vorstandsmitglied Hamze Bytyçi nicht gerade erst in der Kampagne #Solidaritätistzukunft gesehen hat, kennt ihn als Vortragenden von unserer Gedenk-Veranstaltung „Say their names - 1 Jahr nach Hanau“ im Februar, von unzähligen Demonstrationen und als engagierten Aktivisten und Mitinitiator zahlreicher Veranstaltungen, Bündnisse und Vereine. Und natürlich als Vorstandsvorsitzenden des Vereins RomaTrial e.V., einer transkulturellen Roma-Selbstorganisation und interaktiven Plattform mit dem Ziel, die komplexen Problematiken des #Antiziganismus sichtbarer zu machen. Wir haben Hamze gefragt, was 2021 auf der Agenda steht, uns erklären lassen, was eine Kulturhebamme ist und was er mit uns im Rahmen seiner neuen Funktion bei den ndo vorantreiben möchte. Wir freuen uns!

Bitte stelle dich kurz vor:
Ich nenne mich manchmal Kulturhebamme: Ich initiiere und gestalte gerne neue Formate und gesellschaftliche Räume für selbstbestimmte Perspektiven von Roma* und Sinti*, wie die Roma-Biennale, die aktuell unter dem Titel WE ARE HERE! zum zweiten Mal stattfindet, das Roma-Filmfestival AKE DIKHEA?, aber auch gesellschaftliche Bündnisse und neue politische Partizipationsstrukturen wie den geplanten Beirat für Roma* und Sinti* in Berlin.

Erzähl uns bitte kurz von RomaTrial – was sind eure Ziele, was eure Motivation?
Wir wollen das Thema Antiziganismus endlich in die Köpfe der Menschen bekommen – als ein Thema, das uns alle angeht, wenn wir uns als eine freie, gleichberechtigte Gesellschaft verstehen wollen. Dafür versuchen wir, neue Wege einzuschlagen – durch Kunst und Kultur, auf der politischen Ebene, aber auch zusammen mit Jugendlichen. Zum Beispiel bilden wir junge Roma* zu Peer-Trainer*innen gegen Antiziganismus aus, die dann selbst Workshops und Seminare geben. Sie sind heiß begehrt!

Antiziganismus 2021 - was bedeutet das, was habt ihr auf der Agenda für dieses Jahr (möglicherweise auch in Hinblick auf die Wahl)?
2021 ist eine Herausforderung: Der Rassismus und coronabedingte Ungleichheiten wachsen, die Rechtspopulisten werden immer lauter. Aber das Superwahljahr ist natürlich auch eine Chance auf einen Kurswechsel in der Politik. In Berlin erarbeiten wir in einem neuen zivilgesellschaftlichen Bündnis Wahlprüfsteine zum Thema Antiziganismus und Partizipation von Sinti* und Roma*, an denen sich alle demokratischen Parteien messen können.

Welche Themen möchtest du auch im Rahmen deiner Arbeit für die ndo besonders nach vorne treiben? / Was wünscht du dir von der ndo-Community? 
Ich bin begeistert von der Solidarität innerhalb der ndo-Community und darüber hinaus. Das ist genau das, was wir brauchen. Wir müssen zeigen, dass wir keine Minderheiten sind, weder „Gefährder*innen“ noch Opfer – sondern selbstbewusste, aktive Mitglieder der Gesellschaft, die sich nicht mehr in eine Nische stellen lassen! Ganz konkret benötigen wir aktuell Unterstützung dabei, das Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma Europas zu schützen, das durch den S-Bahn-Bau bedroht ist – das ist zwar unvorstellbar, aber wahr!

Und zum Schluss fernab vom Thema: Was bringt dich zum Lachen?
Am liebsten lache ich über mich selber! Wir sollten uns alle ernst, aber nicht zu wichtig nehmen. Und am besten zusammen lachen, auch wenn einer*einem dazu manchmal nicht zumute ist. Aber was anderes bleibt uns nicht übrig!