3 Fragen an: Ibrahim Arslan, Opfer und Überlebender der rassistischen Brandanschläge von Mölln, 23. November 1992

Bei dem rassistischen Brandanschlag in Mölln verlor Ibrahim Arslan seine Schwester, seine Großmutter und seine Cousine und überlebte ihn als damals 7-Jähriger. Er fordert von Politik und Behörden, dass sie die Opfer rassistischer Gewalt auf Augenhöhe im Kampf gegen Rechtsextremismus und Rassismus einbeziehen und sie nicht als bloße Statist*innen behandeln.

Im Kurzinterview: Ibrahim Arslan ist Opfer und Überlebender der rassistischen Brandanschläge von Mölln, 23. November 1992, Aktivist und Mitwirkender beim Freundeskreis im Gedenken an die rassistischen Brandanschläge von Mölln 1992, Botschafter für Demokratie und Toleranz, Mitwirkender des Tribunals NSU-Komplex auflösen.

Herr Arslan, Sie haben die rassistischen Brandanschläge in Mölln als 7-Jähriger überlebt. Wie haben Sie das geschafft? 
Meine Großmutter Bahide Arslan hatte mich in nasse Handtücher gewickelt und in die Küche gebracht, in der Hoffnung, dass die Küche nicht brennt. Das war mein Glück im Unglück, denn die Küche brannte in dem Moment tatsächlich nicht. Meine Großmutter wollte wahrscheinlich auch meine Schwester Yeliz Arslan und meine Cousine Ayşe Yılmaz retten, die mit mir im selben Zimmer waren, doch das hat sie nicht mehr geschafft und verbrannte bei lebendigem Leibe.

Sie engagieren sich gegen Rassismus und Rechtsextremismus. Was machen Sie genau?
Ich mache seit 2007 Betroffenen- bzw.Opferarbeit. In diesen zwölf Jahren haben meine Familie und ich immer wieder betont, wie wichtig es ist, die Betroffenen an dem Gedenken, den Strafprozessen und der politischen Intervention zu beteiligen. Denn die Betroffenen sind die Hauptzeug*innen des Geschehenen und keine Statist*innen.

Was ist Ihre Forderung an die Politik und Gesellschaft?
Alle Behörden müssen aufhören, uns Migrant*innen als Objekte anzusehen. Auch wenn wir Opfer sind und Repressionen ausgesetzt werden, teilweise ohne Staatsbürgerschaft, ohne gleiche Rechte, ohne Gleichberechtigung, ohne Anerkennung von der Mehrheitsgesellschaft auskommen müssen - wir wissen sehr wohl, wie wichtig es ist, sich nicht zu beugen, sich selbst zu organisieren und zu kämpfen. Wenn wir als Gesellschaft in Zukunft also über Rassismus und professionelle und solidarische Betroffenenberatung sprechen, dann muss das auf partnerschaftlicher Augenhöhe und durch eine radikale Partizipation der Betroffenen passieren.“

 

Wir bedanken uns herzlich für das Gespräch.