Der rassistische Attentäter von München war kein Einzeltäter. Rechtsextreme Netzwerke müssen endlich aufgedeckt werden.

Zum 6.Jahrestag des rassistischen OEZ-Anschlags in München fordern wir eine umfassende Aufklärung rechtsextremer und rassistischer Netzwerke. Jahrelang wurde der politische Hintergrund der Tat nicht benannt; es war die Rede von einem Amoklauf – anstatt aktive Prävention zu betreiben. Sicherheitsbehörden müssen verstärkt darin geschult werden, rassistische Motive zu erkennen, um aufzudecken, wie solche Netzwerke potenzielle Täter*innen radikalisieren und zu Attentaten treiben.

 

Gerade diese ideologischen Zusammenhänge sind bei der Prävention von rechter und rassistischer Gewalt zentral. Denn auch vermeintliche Einzeltäter*innen radikalisieren sich in einem Umfeld; die Rechtsextremismus-Forschung kritisiert daher schon lange die Vorstellung isolierter Täter*innen.1 Diese Fehleinschätzung führt dazu, dass gewaltbereite Täter*innen zu spät erkannt werden und rechtsextreme Hintergründe von Morden immer wieder zu spät erkannt und benannt werden – beim OEZ-Anschlag ebenso wie bei den NSU-Morden. 

 

Der Täter in München radikalisierte sich nachweislich im Netz. Online war er in rechten Online-Gruppen aktiv. Trotzdem wurde der Hintergrund der Tat jahrelang nicht erkannt oder benannt. Es handelte sich nicht um den einzigen Täter, der sich im Internet radikalisierte – auch der antisemitische Attentäter von Halle 2019 bezog sich auf Online-Communities. 

 

Diesen neuen Tätertypus2 hätten Behörden bereits 2016 mit der Tat in München berücksichtigen können. Dass das Bayrisches Landesamt für Verfassungsschutz zudem zwischen Rechtsextremist*innen, die unter den Beobachtungsauftrag fallen, und der Amokszene, die als solche nicht unter den Beobachtungsauftrag fallen, unterscheidet, ist nicht zeitgemäß. Rechtsextreme Amokläufer*innen können so nur schwer erfasst werden.

 

Wir fordern daher: Sicherheitsbehörden müssen rechte Netzwerke in den Blick nehmen, um die Radikalisierung von potenziellen Täter*innen frühzeitig zu erkennen. Damit sich Anschläge wie der in München nicht wiederholen.

 

 

Zu den ndo: Das postmigrantische Netzwerk "neue deutsche organisationen" ist ein Zusammenschluss von über 170 Initiativen aus ganz Deutschland, die sich für Vielfalt und gegen Rassismus engagieren. Die Geschäftsstelle wird gefördert durch die Stiftung Mercator.

Pressekontaktmedien  neue-deutsche-organisationen.de

Bundeszentrale für politische Bildung, 28.1.2020: https://www.bpb.de/themen/rechtsextremismus/dossier-rechtsextremismus/304169/der-einzeltaeter-im-terrorismus/

Bundeszentrale für politische Bildung, 4.3.2020: https://www.bpb.de/system/files/dokument_pdf/Baeck-Speit_Egoshooter_BpB-Leseprobe.pdf

 

Die Pressemitteilung als PDF-Format finden Sie hier.